NRW LFDK 30.04.2018 12.53 Uhr

Neu im Team: Michaela Kuczinna 

Computer- und Mailaccount sind eingerichtet, Büroschlüssel sind übergeben und sie selbst ist auch startklar: Wir freuen uns über einen Neuzugang im Landesbüro-Team. Michaela Kuczinna ist ab sofort zuständig für den Bereich Hybride Kunst. Zu ihrem Einstand haben wir ihr ein paar Fragen gestellt: 

Michaela, in welchen Kontexten arbeitest du, wenn du nicht im Landesbüro bist? 

Ich arbeite als Regisseurin, Kuratorin sowie auch dramaturgisch und konzeptionell - in der Freien Szene, im Stadttheater, in Bildungseinrichtungen und auch andernorts. Ich glaube an die transformative Kraft des Theaters und mich reizt es mit den Menschen zusammenzuarbeiten, die sich mit den Themen Identität, Fremdheit und Differenz auseinandersetzen.  

Dabei wird dann zweitrangig, ob diese Akteure ausgebildete Schauspieler*innen oder Künstler*innen sind. Wenn mich die Fragestellung interessiert, arbeite ich ebenso gerne mit Schauspieler*innen, wie mit Senior*innen (mit und ohne Demenz), Frauen* und Männern* (mit und ohne Gewalterfahrungen), Schüler*innen, Studierenden, Wohnungslosen, Politiker*innen - die Reihe lässt sich beliebig fortführen, Dopplungen der Zuschreibungen sind nicht unwahrscheinlich.   

Welche Bedeutung haben Migration und Diversität für deine eigene künstlerische Arbeit? 

Durch meinen Lebensmittelpunkt im Ruhrgebiet ist das Thema Migration für mich selbstverständlicher Alltag. Gelebte Diversität hingegen begegnet mir nicht mit der gleichen Selbstverständlichkeit. Warum? Stelle ich diese Frage künstlerisch wird sie zum Prozess. Die künstlerische Betrachtung gesellschaftlicher Zusammenhänge setzt stets selbstreflektierende und visionäre Kräfte frei. Visionär in dem Sinn, dass innere und äußere Grenzen plötzlich viel fluider erscheinen. Künstlerische Arbeit, welche die Grenzen zwischen dem ich und dem Anderen in Frage stellt, meine Subjektposition hinterfragt, den Perspektivwechsel fordert, hält mich wach.  

Als Theaterwissenschaftlerin und Medienkünstlerin habe ich mich seit dem Studium mit dem Konzept von ‚Otherness’ in jeglicher Form beschäftigt. Was als Auseinandersetzung mit den Geschlechtszuschreibungen und der „Migration“ zwischen denselben begann, fand seine logische Fortsetzung im Thema der sozialen, nationalen und kulturellen Herkunft. Seit 2015 arbeite ich auch mit Menschen die vor kurzem erst nach Deutschland gekommen sind. Diese Arbeit bedeutet für mich auch die Möglichkeit, Kategorien und Wahrnehmungsschablonen immer wieder überprüfen zu können. 

Warum empfindest du gerade im Feld Interkultur eine Vernetzungsarbeit zwischen Akteuren*innen als wichtig? 

Theater ist in seinem Kern immer auch Vermittlung. Theater ist Kommunikation. Und Provokation. Im Bereich Interkultur begegnet diese Kommunikation besonderen Herausforderungen. Da gibt es zum einen die Anforderungen der Kulturpolitik: Gestützt durch die teilweise programmatischen Förderungen sind diese für den künstlerischen Prozess oft Segen und Fluch zugleich. Dann die realen kommunikativen Schwierigkeiten im Arbeitsprozess, hervorgerufen durch Mehrsprachigkeit und ein oft kulturell unterschiedlich geprägtes Kunstverständnis etc. - und obendrauf die Schwierigkeit stereotype Zuschreibungen nicht unbewusst doch zu wiederholen und damit zu verfestigen. Sonst bisse sich, wie so oft, die Katze in den Schwanz.  

Um diesen Herausforderungen, vor allem auch in dem für viele Akteure*innen immer noch als neu empfundenen Bereich des Theaters „von, mit und für Menschen die neu in Deutschland sind“ begegnen zu können, ist der reflektierende Austausch über die eigene Herangehensweise, die Fragen zum Prozess und auch die Außenwahrnehmung ungemein wichtig. Diese Vernetzungsarbeit ermöglicht allen Beteiligten eine reflektierende Haltung und somit eine Qualifizierung der eigenen Potentiale und eine Selbststärkung. 

Kontakt zu Michaela Kuczinna: m.kuczinna [at] nrw-lfdk.de

Weitere Einträge laden

Bitte melden Sie sich an, um eine Antwort zu verfassen.

Anmelden als LFDK-Mitglied