Theater im Bauturm Aachener Straße 24-26 50674 Köln
Bewundert viel und viel gescholten: Auf kaum eine Person der jüngeren Kölner Stadtgeschichte trifft Goethes berühmtes Wort wohl so zu wie auf Trude Herr. Zunächst als kritische Büttenrednerin im Nachkriegskarneval gefeiert, kam sie schon bald nur noch schwer vom Stereotyp der korpulenten Ulknudel los. Da sie nirgends ein Theater fand, das ihrer Vision angemessen war, baute sie sich selbst eines: Im Theater im Vringsveedel war sie von 1977 bis 1986 als Schauspielerin, Autorin, Regisseurin, Kostümbildnerin, Requisiteurin und Managerin tätig, um auf diese Weise das Volkstheater neu zu erfinden – doch für viele Kölner war diese Erfindung zu drastisch und zu ordinär. Trude Herrs Verhältnis zu ihrer Heimatstadt blieb stets ambivalent: Immer wieder drehte sie Köln den Rücken, um ambitionierte Filmprojekte in der Sahara zu realisieren oder auf die Fidschi-Inseln auszuwandern, gleichzeitig jedoch sang sie mit Niemals geht man so ganz und Die Stadt Hymnen der kritischen Liebe zu Köln. Sebastian Kreyers ebenso aufmerksame wie kritische Hommage würdigt Trude Herr als Performerin, in deren radikaler Zurschaustellung von femininer Selbstbestimmtheit Vringsveedel und Sahara gleichberechtigt als existentieller Erfahrung nebeneinander stehen: „Im Zentrum ihrer Stücke steht immer eine dicke Frau. Sie spielt immer ums Überleben.“ (Jürgen Flimm)
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