Eingetragen von Studiobühne Siegburg am 25.10.2018 13.05 Uhr

Klassiker

WOYZECK

oder der Mangel an Alternativen

Büchners Woyzeck gehört zu den meistgespielten und einflussreichsten Dramen der deutschen Literatur. Vermutlich 1836 begann Büchner mit der Niederschrift. Erst 1879 erschien eine stark überarbeitete und vom Herausgeber veränderte Fassung. Büchner starb bevor er Woyzeck vollenden konnte. Die heute gespielten Bühnenfassungen bündeln vier verschiedene handschriftliche Fragmente aus Büchners Nachlass.

Sarah Kortmann macht sich für ihre Inszenierung Woyzeck oder der Mangel an Alternativen die Fragmentierung des Stückes zu nutze. Das entscheidende Verbrechen, der Mord an Marie, bildet den Auftakt des Stückes. Nach und nach werden die restlichen Handlungsfragmente chronologisch rückwärts erzählt. Erst am Ende des Abends kennt der Zuschauer Woyzecks ganze Vorgeschichte. Die rückwärts verlaufende Handlung hat keine klare Reihenfolge, sondern entwickelt sich jeden Abend neu. Der Zuschauer wird Einfluss auf die Abfolge der Bühnengeschehnisse haben. Das Publikum wird zu einem Teil von Woyzecks Erfahrungswelt und ist gleichzeitig mit seiner Entwicklung verknüpft.

Der Soldat Woyzeck schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch, um seine Geliebte Marie und das gemeinsame Kind zu unterstützen: Er dient dem Hauptmann als Laufbursche und stellt sich den fragwürdigen Experimenten des Doktors zur Verfügung. Derweil betrügt ihn Marie mit dem Tambourmajor. Belustigt und voller Hohn treibt Woyzecks Umgebung die Verdächtigungen gegen Marie auf die Spitze. Nur der Mord an seiner ehemaligen Geliebten scheint der einzige Ausweg …

Inwieweit sind wir abhängig von unserem Umfeld, unseren Erlebnissen und unseren Erfahrungen? Die Familie, der Job, aber auch die wirtschaftliche Situation und die politische Ausrichtung der jeweiligen Regierung beeinflussen uns in unserem persönlichen Dasein. Wir existieren nicht allein, sondern auch durch Andere. Woyzeck soll nicht nur als Opfer der sozialen und gesellschaftlichen Umstände dargestellt werden. Maries Untreue ist nicht die Ursache für den Mord, sondern der Auslöser. Indem er seine Geliebte tötet, folgt er nicht mehr der gesellschaftlichen Triebunterdrückung. Es ist ein Akt der Befreiung von den Institutionen seiner Unterdrückung und Vereinnahmung. Woyzeck ist Opfer und Täter in einer Person.

BESETZUNG

Woyzeck - Valeria Prautsch

Tamboumajor, Dokor, Hauptmann, Marie - Koray Tuna

Tamboumajor, Dokor, Hauptmann, Marie - Jan Hegemann

Tamboumajor, Dokor, Hauptmann, Marie - Marie Illies

Budenbesitzer, Käthe, Katze - Naomi Edelmann

Regie: Sarah Kortmann

Regieassistenz: Naomi Edelmann

Aufführungsdauer: 75 min. (ohne Pause)

Text: Georg Büchner

Technik: Leila Schreiber

Weitere Termine: 03.11.2018 20:00 Uhr, 08.12.2018 20:00 Uhr, 16.11.2018 11:00 Uhr
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