Stadtpavillon, Altmarkt und Theater Oberhausen
„Das Spezifische am Theater ist nicht die Präsenz des lebenden
Schauspielers oder des lebenden Zuschauers, sondern die
Präsenz des potentiell Sterbenden.“ (Heiner Müller)
„Wer seine Wunde zeigt, wird geheilt.“ (Joseph Beuys)
Sei es morgen oder in hundert Jahren: Früher oder später
müssen wir alle sterben. Normalerweise fehlt in dieser Gesellschaft
aber ein Rahmen, um sich damit auseinanderzusetzen.
Unter der Leitung des Regieduos Kaufmann/Witt entsteht deshalb
ein neues Ritual: Trauerfeiern für Lebende, also zukünftig
Verstorbene. Die Besucher*innen können sich dabei entscheiden,
ob sie ihre eigene Trauerfeier planen und dann erleben
wollen, oder ob sie lieber an der Zeremonie für einen anderen
Menschen teilnehmen.
Als erster Anlaufpunkt wird im Stadtpavillon auf dem Altmarkt
ein Planungsbüro eingerichtet. Direkt dahinter, in der
Herz-Jesu-Kirche, fand 2010 die Trauerfeier für Christoph
Schlingensief statt. Schlingensief selbst hatte sie schon künstlerisch
vorweggenommen. In seiner Inszenierung „Eine Kirche
der Angst vor dem Fremden in mir“ hatte er sich 2008, damals
schon schwer krebskrank, in einem Nachbau der Kirche betrauern
lassen.
„STERBEN in Oberhausen“ ist nicht zuletzt von dieser Arbeit
inspiriert. Auch im Geiste Schlingensiefs sollen die Trauerfeiern
Solidarität zwischen den Menschen stiften – die Solidarität der
potentiell Sterbenden, also Verwundbaren und Zerbrechlichen.
Die Produktion ist Teil des Spektakels „Schlingensief 2020“.
Trauerbüro: 20. bis 1.11.2020, Di-Do, 12 bis 20 Uhr, Altmarkt
Trauerzeremonien: 23. bis 25.10., 31.10. und 1.11.2020, Großes Haus
Förderer: Kunststiftung NRW, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste