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Eingetragen von tanz.tausch am 12.01.2021 12.55 Uhr

Hinter Nebelschwaden, im Gegenlicht wird schemenhaft eine Gruppe sichtbar, vielmehr ein Gewirr an körperlosen Beinen. Im Raum ist ein Surren zu vernehmen, das sich zu einem immer lauter werdenden, pulsierenden Beat hin steigert. Ein nervöses Zucken durchfährt die Gliedmaßen des amorphen Rudels. Ohne sich wirklich zu fixieren, sind die höchst angespannten Körper aufeinander fokussiert, auf- und miteinander reagierend, und doch wie im “Autopilot” Modus. Zu sehen ist eine Ansammlung zuckender und bebender Körper in ständiger Alarmbereitschaft - für kurze Augenblicke wie paralysiert, dann wieder explosiv und raumgreifend.  

   

Im Körper zeigen sich die Affekte und Effekte der heutigen gefährdeten und anthropozentrischen Welt. Alles - der Raum, der Sound, die Bewegungen des Einzelnen – scheint hier zu einer diffusen Bedrohung verschmolzen, auf die die Körper allein mit instinktiver und reaktiver Spannung reagieren. In immer wieder neuen Konstellationen, in einem zwanghaften Spiel aus Nähe und Distanz, Gemeinschaft und Individualisierung, scheint die Horde diese unbestimmte Bedrohung immer wieder von neuem ausbalancieren zu müssen. In ihren Bewegungen entwickelt die Gruppe aber auch eine Sprachlichkeit, mit der sie nicht nur auf- und miteinander agiert und reagiert, sondern sie zu immer wieder neuen Transformationen und Varianten eines gemeinsamen hybriden Körpers treibt.  

   

HYBRIDITY ist der dritte Teil des Werkzyklus “The unknown body“, in dem das Ensemble um die Choreographin Rafaële Giovanola unterschiedliche Szenarien entwirft, die den Körper in einer, sich radikal verändernden Welt ausgesetzt zeigen. Wie in den Erfolgsstücken „Momentum“ und „Vis Motrix“ inspiriert sich die CocoonDance Company bei ihrer Suche nach dem noch ‚ungedachten‘ Körper erneut an fremden Körpertechniken. Ausgangspunkt ist die Begegnung und Vermischung zweier ganz unterschiedlicher Bewegungskulturen: zum einen das in Thailand seit Jahrhunderten praktizierte Thai-Boxen und zum anderen das romantische Ballett des frühen 20. Jahrhunderts. Beide Bewegungsformen gehören zum Kulturerbe, beeinflussen nach wie vor die tradierten Körperbilder in Asien und Zentral-Europa und könnten kaum konträrer sein. Auf der einen Seite das choreographische Ideal des immateriellen, ätherischen Körpers, auf der anderen eine Vollkontakt-Sportart.  

 

CocoonDance ist aktuell eine der aufregendsten zeitgenössischen Tanzkompanien in Deutschland. Nach zwanzig Jahren künstlerischer Arbeit entwickelt sich die Gruppe um die Choreografin Rafaële Giovanola und den Dramaturgen Rainald Endraß unbeirrt weiter und verhandelt zeitgenössische Themen künstlerisch-progressiv auf höchstem Niveau.  

 

Von und mit: Fa-Hsuan Chen, Martina De Dominicis, Álvaro Esteban, Susanne Schneider, Anna Harms, Frédéric Voeffray, Choreografie:  Rafaële Giovanola, Komposition: Jörg Ritzenhoff, Franco Mento, Licht, Raum: Boris Kahnert, Peter Behle, Kostüme: Mathilde Grebot, Coaching Ballett: Isabelle Fokine, Coaching Muay Thai: Priest West, Outside eye: Susanne Schneider, Leonardo Rodrigues, Dramaturgie: Rainald Endraß, Produktionsleitung: Daniela Ebert, Neele Renzland, Management: Mechtild Tellmann & Groundworkers   

 

Gefördert durch Fonds Darstellende Künste, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, NRW Landesbüro Darstellende Künste e.V., RheinEnergieStiftung Kultur, Bundesstadt Bonn, Pro Helvetia, ThéâtrePro Valais, Loterie Suisse Romande, Conseil de la Culture État du Valais  

 

In Koproduktion mit Ringlokschuppen Ruhr Mülheim, Théâtre du Crochetan Monthey, Hessisches Staatsballett, im Rahmen der Tanzplattform Rhein Main und Unterstützung durch Theater im Ballsaal Bonn, Malévoz Quartier Culturel.

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